Die Energiewende: Wie sie funktioniert – und wie Sie davon profitieren können?
Die Energiewende ist ein zentrales Projekt unserer Zeit. Ziel ist es, die Energieversorgung in Deutschland nachhaltig, unabhängig und kostengünstig zu gestalten. Dafür müssen verschiedene erneuerbare Energiequellen und Technologien intelligent miteinander verknüpft werden. Als Photovoltaik-Unternehmer möchte ich Ihnen zeigen, wie dieses System geplant ist, welche Herausforderungen bestehen – und wie Sie als Hausbesitzer oder Unternehmer konkret davon profitieren können.
Solar und Wind – ein starkes Team
Die Energieerzeugung der Zukunft basiert im Wesentlichen auf zwei tragenden Säulen: Photovoltaik (PV) und Windkraft. Beide Technologien ergänzen sich hervorragend über das Jahr hinweg: Im Sommer liefert die Sonne zuverlässig Energie über PV-Anlagen, während im Winter der Wind die Hauptlast übernimmt – insbesondere durch große Windkraftanlagen im Norden und auf offenen Flächen.
Photovoltaikanlagen auf Gebäuden leisten dabei einen wichtigen Beitrag zur dezentralen Energieversorgung. Sie sind nicht nur klimafreundlich, sondern helfen auch, die Netze zu entlasten und langfristig die Stromkosten zu senken.
Die vier Säulen der Energiewende
Damit die Energiewende bezahlbar und effizient gelingt, müssen vier zentrale Bereiche optimal zusammenspielen:
- Energieerzeugung
- Dynamische Nutzung
- Netzausbau
- Digitalisierung der Netze
Energieerzeugung
Photovoltaik- und Windkraftanlagen erzeugen Strom, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht. Diese Erzeugung ist wetterabhängig und schwankt daher stark. Um kurzfristige Engpässe (etwa im Minutenbereich) zu überbrücken, sind Batteriespeicher unerlässlich. PV-Kunden können dabei nicht nur auf stationäre Heimspeicher zurückgreifen, sondern auch auf Elektroautos, die mit Batterien von 60 kWh ein Vielfaches der typischen Heimspeichergröße (etwa 10 kWh) speichern können.
Die Batterien von Elektroautos und stationäre Speicher müssen in Zukunft stärker ins Stromnetz eingebunden werden. So kann überschüssiger Strom bei niedrigen Preisen (z. B. 0,03€/kWh) gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Preis hoch ist (z. B. 0,30€/kWh), wieder eingespeist werden. Auf diese Weise können Sie als Eigentümer nicht nur Stromkosten sparen, sondern auch aktiv Geld verdienen.
Auch bei Heizsystemen zeigt sich der Effizienzvorteil der Elektrifizierung: Eine moderne Wärmepumpe kann mit einer Kilowattstunde Strom drei bis vier Kilowattstunden Wärme erzeugen – das entspricht einem Wirkungsgrad von 300–400 %. Eine Gasheizung schafft unter optimalen Bedingungen lediglich rund 90 %, da fossile Brennstoffe thermodynamisch deutlich ineffizienter genutzt werden können.
Flexible Nutzung und Strommarkt
Dynamische Stromtarife sind ein zentrales Element der Energiewende. Sie funktionieren nach dem klassischen Prinzip von Angebot und Nachfrage: Wenn besonders viel Strom produziert wird – etwa mittags bei starker Sonne oder nachts bei starkem Wind – und gleichzeitig die Nachfrage niedrig ist, fällt der Preis entsprechend. Umgekehrt steigt er, wenn das Angebot knapp und die Nachfrage hoch ist.
Diese Preissignale wirken sich direkt auf unser Verbrauchsverhalten aus: Intelligente Geräte, E-Autos oder Wärmepumpen können automatisch dann Strom verbrauchen, wenn er gerade besonders günstig und reichlich verfügbar ist. Das spart Geld, schont die Netze – und bringt das Energiesystem ins Gleichgewicht.
Netzausbau
Vor allem in Süddeutschland, wo der Stromverbrauch besonders hoch ist, hinkt der Netzausbau dem Bedarf hinterher. Es braucht dringend moderne Stromleitungen, um die günstige Windenergie aus dem Norden zu den Verbrauchszentren zu transportieren. Gleichzeitig muss auch lokal gedacht werden: Je mehr Strom dezentral erzeugt und verbraucht wird, desto weniger Belastung entsteht für das Netz.
Digitalisierung der Stromnetze
Ein oft unterschätzter, aber zentraler Punkt: Die Digitalisierung der Stromnetze. Besonders im Verteilnetzbereich – also dort, wo Strom von den großen Netzen in Haushalte und Betriebe gelangt – fehlt es noch an Transparenz. Netzbetreiber wissen vielerorts nicht in Echtzeit, wie viel Strom erzeugt und verbraucht wird. Ohne digitale Infrastruktur ist ein effizientes Energiesystem nicht möglich. Hier besteht großer Nachholbedarf.
Ihre Vorteile als PV-Privatkunde
Mit einer Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach profitieren Sie gleich mehrfach:
- In den sonnenreichen Monaten decken Sie 80–98 % Ihres Strombedarfs selbst – je nach Anlagengröße und Speicher.
- Überschüssiger Solarstrom kann mit einem Heizstab zur Warmwasserbereitung genutzt werden – viele Kunden können so ihre Gasheizung über den Sommer komplett abschalten.
- Eine Klimaanlage kann mit eigenem Solarstrom betrieben werden – für angenehme Temperaturen im Sommer und als Heizung in der Übergangszeit.
- In Kombination mit einer Wärmepumpe und einem Elektroauto steigern Sie Ihre Unabhängigkeit vom Energiemarkt und können sogar durch intelligentes Laden und Einspeisen finanziell profitieren.
Wer heute eine PV-Anlage installiert, wird Teil eines neuen, dezentralen Energiesystems – und trägt damit zur Energiewende bei. Wichtig ist jedoch, dass die Nutzung intelligent erfolgt. Eine bloße Einspeisung großer Strommengen ins Netz, ohne eigenen Verbrauch oder Speicher, kann das Netz in Zeiten hoher Sonneneinstrahlung zusätzlich belasten.
Genau deshalb diskutiert die Politik aktuell darüber, Netzentgelte auch auf eingespeisten Strom zu erheben. Ziel ist es, einen Anreiz zu schaffen, den Eigenverbrauch zu maximieren und die Stromflüsse netzverträglich zu steuern – statt einfach nur Überschüsse unkontrolliert einzuspeisen.
Ihre Vorteile als PV-Unternehmenskunde
Auch Unternehmen können massiv von einer eigenen PV-Anlage profitieren – insbesondere wenn sie hohe Stromverbräuche in Bereichen wie Kühlung, Beleuchtung oder Produktion haben. Ein Beispiel: Ein Kühlhaus, das auf –18 °C eingestellt ist, kann in Zeiten mit besonders günstigem Strom gezielt weiter auf –22 °C heruntergekühlt werden. Damit wird überschüssige Energie sinnvoll genutzt und ein thermischer Pufferspeicher geschaffen.
Darüber hinaus haben Unternehmen häufig sogenannte Lastspitzen – also kurzzeitig sehr hohe Stromabnahmen, etwa beim gleichzeitigen Start mehrerer Maschinen. Der Netzbetreiber muss diese Spitzenlast technisch bereithalten und stellt diese Kapazität in Rechnung. Das bedeutet: Unternehmen zahlen nicht nur für den verbrauchten Strom, sondern auch für die maximal abgerufene Leistung. Mit einem intelligenten Energiemanagementsystem lassen sich solche Spitzen erkennen, verschieben oder glätten. Dadurch sinkt nicht nur die Belastung für das Stromnetz – auch die Betriebskosten können erheblich reduziert werden.
Mieterstrom und Quartierslösungen
Besonders in Mehrfamilienhäusern oder bei gewerblichen Immobilien sind Mieterstrommodelle und Quartierslösungen eine enorme Chance: Der lokal erzeugte Strom kann direkt vor Ort verbraucht werden – der Eigenverbrauch steigt, die Netzbelastung sinkt.
Doch derzeit scheitert die Umsetzung häufig an der Bürokratie. Wer als Vermieter den Strom aus der eigenen PV-Anlage an seine Mieter verkaufen möchte, wird rechtlich zum Stromlieferanten – mit allen Pflichten eines Energieversorgers. Diese Hürden sind zu hoch und verhindern, dass sinnvolle Konzepte wirtschaftlich umgesetzt werden können.
Es braucht dringend politische Maßnahmen zum Bürokratieabbau, damit Mieterstrommodelle endlich ihr Potenzial entfalten können – gerade in städtischen Räumen mit hohem Energiebedarf pro Gebäude.
Ein klarer Appell an die Politik
Die Politik muss endlich klare Rahmenbedingungen schaffen, statt sich hinter dem Schlagwort „Technologieoffenheit“ zu verstecken. In der Praxis führt diese Offenheit nur zu Planungsunsicherheit und verhindert notwendige Investitionen.
Ein funktionierendes Energiesystem braucht klare Entscheidungen: für den Ausbau der Stromnetze, für dynamische Preissignale, für Digitalisierung – und gegen das Festhalten an überholten, fossilen Infrastrukturen. Wer weiterhin an teuren Gasnetzen festhält, verbaut uns den Weg in ein bezahlbares, klimafreundliches und zukunftssicheres Energiesystem.
Kurz gesagt: Strom ist der Schlüssel – effizient, direkt nutzbar, vielseitig einsetzbar. Die Politik muss jetzt den Mut haben, diesen Weg entschlossen zu gehen.
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